Alle Diskussionen und Filme stehen auf Youtube zum Nachschauen zur Verfügung:
"Youtube Kanal Subnetwork Meeting 2020"
Der Nachbericht ist hier als PDF zu finden:
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Keynote Speaker: Andrea Paoletti (IT)
Panelisten: Sofija Kaljevic (AU), Karl Stocker (AT), Rainer Rosegger (AT)
Best Practices: The Better Living Challenge (SA), Urban Design Tripod (BE)
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Keynote Speaker: Charles Landry (UK)
Diskussionsteilnehmer: Sybille Bauriedl (DE), Reni Hofmüller (AT)
Best Practices: Torino City Lab (IT), Smarte Transformation - Detroits Kulturzentrum (US)
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Keynote Speaker: Aglaée Degros (BE)
Diskussionsteilnehmer: Paulina Cornejo Moreno Valle (MX), Husam Al Waer (UK), Sigrid Bürstmayr (AT)
EINLEITUNG
Mit dem rasanten Wachstum der Städte stehen diese weltweit vor ähnlichen Herausforderungen.
Sie sollen sozial, nachhaltig und „smart" sein. Mit diesen 3 Themen beschäftigte sich das UNESCO City of Design Subnetwork Meeting 2020, das heuer von Graz in Zusammenarbeit mit St. Étienne gehostet und wegen der Corona Krise von 5. bis 7. Oktober als Online-Konferenz abgehalten wurde.
Neben dem internen Programm des UNESCO City of Design-Netzwerks, dem 40 Städte (2020) weltweit angehören, wurde das Subnetwork Meeting durch Podiumsdiskussionen ergänzt. Jeden Tag wurde eines der Themenfelder Social Design, Smart Cities und Sustainable Cities mit internationalen Expertinnen und Experten diskutiert.
Die Podiumsdiskussionen fanden in einer hybriden Form statt: teilweise in einem Studio in Graz und teilweise online. In diesem Rahmen diskutierten Panelisten in Graz mit virtuellen Gästen aus aller Welt. Moderator Hansjürgen Schmölzer führte durch das Programm. Als öffentlich zugängliches Format wurden die Diskussionen live auf dem YouTube-Kanal „UNESCO City of Design Meeting 2020" gestreamt. Alle Diskussionen und Filme stehen auf diesem Kanal zum Nachschauen zur Verfügung.
SOCIAL DESIGN
In immer schneller wachsenden Städten nehmen soziale Ungleichheiten und soziale Isolation zu und die kulturelle Identität geht schrittweise verloren. Wie kann Social Design das soziale Gefüge und die Lebensqualität einer Stadt positiv beeinflussen und gestalten? Am 5. Oktober, dem ersten Tag der UNESCO City of Design Podiumsdiskussionen, diskutierten Andrea Paoletti, Sofija Kaljevic, Karl Stocker und Rainer Rosegger darüber, was Social Design zur Gestaltung des sozialen Zusammenlebens in einer Stadt beitragen kann. Rahmenbedingungen für gemeinschaftsbasierte soziale Entwicklungsprozesse, die Rolle des Designers selbst in diesem Prozess und die Schnittstelle zwischen Sozialwissenschaften und Design waren die Themen, die im Mittelpunkt standen.
The Relational Age - Design um Dinge, Menschen und Orte zu verbinden
In seiner Keynote Speech "The Relational Age - Design to connect things, people and places" spricht Andrea Paoletti über relationale Designprozesse, die darauf abzielen, Menschen mit einem sozialen Zweck zu verbinden. Andrea Paoletti arbeitet mit der Methode der Co-Creation oder des Co-Design, bei der die Menschen von Anfang an in den Prozess mit einbezogen werden. In seiner Arbeit beginnt er immer damit den Menschen zuzuhören, um die Gemeinschaft einzubinden und ihre Kreativität zu fördern.
Sofija Kaljevic schließt sich der Meinung an, dass der Schlüssel in der Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft liegt. In ihrer Arbeit konzentriert sich die Architektin und Forscherin auf die Sichtbarkeit der Menschen im öffentlichen Raum und ihre Fähigkeit darin zu handeln. Außerdem beschäftigt sie sich mit Kollektivismus und der Frage der Freiheit, insbesondere in Zeiten, in denen viele öffentliche Räume privatisiert und/oder kommerzialisiert werden. "Die Gestaltung des öffentlichen Raums muss an den spezifischen Kontext, das kulturelle Erbe und die Wirtschaftssysteme einer Stadt gebunden sein. Es gibt nicht ein Werkzeug, das allen Umständen gerecht wird", sagt Kaljevic.
Die Rückeroberung des öffentlichen Raums ist eine entscheidende politische Frage und muss sowohl nach dem Bottom-Up- als auch nach dem Top-Down-Prinzip erfolgen. In seiner Arbeit als Professor lehrt Karl Stocker den Studierenden "Design als Werkzeug zur Veränderung der Gesellschaft zu nutzen" und Lösungen für problemorientiertes Design zu finden. Karl Stocker unterscheidet zwischen Social Design und Sozio-Design: "Während Social Design eher einen caritativen Charakter hat und Design zur Unterstützung sozial benachteiligter Gruppen einsetzt, arbeitet Sozio-Design innerhalb der Struktur einer Gesellschaft und zielt darauf ab, einen Prozess des sozialen Wandels zu erzwingen".
Laut Soziologe Rainer Rosegger ist es wichtig bei der Gestaltung dieser Prozesse des sozialen Wandels interdisziplinär zu arbeiten. Er stellt die Frage: "Welche Technologie können wir im Sinne einer integrierten Stadtentwicklung nutzen?" Neben lokalen Initiativen wie Kochkooperativen, städtischen Gartenbauprojekten oder der Reaktivierung peripherer Regionen seien bei der Gestaltung inklusiver Innenstädte und öffentlicher Räume die Fragen des Stadtverkehrs und „Shared Spaces" sowie die Reaktivierung von Geschäften mit künstlerischer und sozialer Zielsetzung von Bedeutung.
KEYNOTE SPEAKER - Andrea Paoletti (IT)
Andrea Paoletti ist Architekt und Social Designer aus Matera in Süditalien. Sein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung von Räumen für den sozialen Wandel und der Schaffung und Aktivierung von Gemeinschaften. Er leitet, involviert und begleitet seine Kunden während des gesamten Designprozesses, kümmert sich akribisch um jedes Detail, managt und koordiniert die Arbeit mit anderen Fachleuten und geht auf die Bedürfnisse des Budgets ein.
Als Unternehmer war Paoletti 2012 Mitbegründer von Casa Netural, dem ersten ländlichen Coworking- und Coliving-Space in Italien. Im Jahr 2018 war er Mitbegründer von Wonder Grottole, einem sozialen Unternehmen zur Sanierung des historischen Zentrums eines kleinen lukanischen Dorfes, und von Netural Coop, einem Beratungsunternehmen für die Aufwertung des ungenutzten Potenzials der Regionen.
Paoletti war Projektleiter von Mammamiaaa, dem offiziellen Projekt von Matera - Kulturhauptstadt Europas 2019. Er begann 2009 erneut als Designer und arbeitete an der Seite von Unternehmern, um deren Ideen und Projekte mit offenen Innovationsprozessen zu entwickeln, an denen ein großes persönliches Netzwerk von Fachleuten beteiligt war.
Seine Forschung und Veröffentlichungen konzentrieren sich auf Fragen des Wohnens, des Co-Designs, der sozialen Innovation, der Gemeinschaftsbildung, der Co-Kreation, der Stadterneuerung und der ländlichen Dörfer.
Sofija Kaljevic (AU)
Sofija Kaljevic schließt sich der Meinung an, dass der Schlüssel in der Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft liegt. In ihrer Arbeit konzentriert sich die Architektin und Forscherin auf die Sichtbarkeit der Menschen im öffentlichen Raum und ihre Fähigkeit darin zu handeln. Außerdem beschäftigt sie sich mit Kollektivismus und der Frage der Freiheit, insbesondere in Zeiten, in denen viele öffentliche Räume privatisiert und/oder kommerzialisiert werden. "Die Gestaltung des öffentlichen Raums muss an den spezifischen Kontext, das kulturelle Erbe und die Wirtschaftssysteme einer Stadt gebunden sein. Es gibt nicht ein Werkzeug, das allen Umständen gerecht wird", sagt Kaljevic.
Karl Stocker (AT)
Karl Stocker ist Historiker und Ausstellungsleiter aus Graz, Österreich. Er ist Leiter des Instituts Design und Kommunikation an der FH JOANNEUM Graz und Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz. Er war Dozent an mehreren nationalen und internationalen Universitäten wie der Universität der Künste Berlin, der Technischen Universität Yildiz in Istanbul oder der Universität Kassel.
1990 gründete er die Ausstellungsagentur Bisdato. Stocker leitete zahlreiche Ausstellungsprojekte und ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher und wissenschaftlicher Beiträge sowie Forschungsprojektleiter und Botschafter der UNESCO-Stadt Graz im Bereich Design.
Rainer Rosegger (AT)
Rainer Rosegger ist Soziologe und Lehrender an der Technischen Universität und der Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich. Er ist Gründer der Agentur SCAN, die als Forschungs- und Beratungsunternehmen im Bereich der Stadt- und Regionalentwicklung tätig ist. Rainer Rosegger arbeitet an gesellschaftlichen Transformationsprozessen, in denen Kunst und Kultur oft eine besondere Rolle spielen.
Er war und ist aktiv an Community-Projekten wie dem Lendwirbel in Graz oder dem Rostfest in Eisenerz beteiligt. Seit 2017 gehört er dem Managementkomitee des europäischen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks "From Sharing to Caring": Examining Socio-Technical Aspects of the Collaborative Economy" der Europäischen Wissenschaftsstiftung an.
BEST PRACTICE - SOCIAL DESIGN
Erica Elk, Kapstadt / Südafrika - The Better Living Challenge
The Better Living Challenge ist eine Reihe von Projekten, die darauf abzielen, Designinnovationen an die Oberfläche zu bringen und die Verbesserung der Lebensbedingungen in einkommensschwachen Gemeinden zu unterstützen. Die BLC2 untersucht, wie die schrittweise Aufwertung informeller Siedlungen ermöglicht werden kann um eine Verbesserung des Komforts und der Lebensqualität von über 850 000 Menschen, die in solchen Siedlungen im Westkap leben, zu ermöglichen.
Kris Dekeyzer, Kortrijk / Belgien - Urban Design Tripod
Öffentliche Räume, die einladend sind und eine sinnvolle Interpretation für BewohnerInnen und BesucherInnen schaffen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das Urban Design Projekt arbeitet daran, öffentliche Räume gemeinsam mit Kommunen, Interessenvertretern, Designern und Unternehmen zu schaffen. Ausgehend von 5 spezifischen Bedürfnissen oder Möglichkeiten im öffentlichen Raum werden diese in Co-Kreation entwickelt.
SMART CITIES
Unter dem Terminus der „Smart Cities" sind in den letzten Jahren eine Vielzahl an Stadtentwicklungsprojekten rund um den Globus angestoßen worden. Dahinter stehen vielfältige und oft weit divergierende Überlegungen, wie man eine Stadt so gestalten kann, dass sie möglichst „smart" den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen gerecht wird.
Am zweiten Tag der Podiumsdiskussionen sprechen Charles Landry, Sybille Bauriedl und Reni Hofmüller darüber, warum Digitalisierung und Smart City-Prozesse den lokalen Bedingungen und Kompetenzen einer Stadt entsprechen müssen und warum Daten und Dateninfrastruktur in den Händen lokaler Akteure liegen sollten - und nicht in jenen smarter Technologieunternehmen.
Smart Cities - Digitalisierung, kollektive Intelligenz und die Bürokratie
In seiner Keynote Speech "Smart Cities - Digitization, collective intelligence and the bureaucracy" erklärt Stadtforschungspionier Charles Landry, warum kollektive Intelligenz für die Stadtentwicklung entscheidend ist und welche Art von Optimierung wir mit Smart City-Projekten anstreben sollten. "Viele von oben nach unten gerichtete Smart City-Projekte haben ihre Versprechen nicht gehalten. Kollaborative Technologien sind ein besserer Weg, um die Dinge in Angriff zu nehmen. Sie ermöglichen es den Menschen Gestalter und Entwickler ihrer eigenen Stadt zu sein." Landry würde die Stadt lieber mit einem Organismus vergleichen, als mit einem Computer. "Ich bin mir nicht sicher ob ich möchte, dass die computergestützte Logik die treibende Kraft dafür ist, wie wir Städte für immer sehen, bauen und wiederaufbauen. Alles was mit Städten zu tun hat, insbesondere wenn es um Technologie geht, braucht einen Sinn. Und dieser Sinn muss ein ethischer sein", sagt Landry.
Doch welche gesellschaftlichen Auswirkungen haben diese Digitalisierungsprozesse? Sybille Bauriedl, Geografin und Städteforscherin, verweist auf die Bedeutung von Datenhoheit und den transparenten Einsatz von Technologie. "Die derzeitige Ausrichtung von Smart Cities wirkt sich kontraproduktiv auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit aus. Im ersten Schritt handelt es sich um eine riesige Technologie und Infrastruktur, die sich nicht an den Anforderungen und der aktuellen Situation der sozialen Ungerechtigkeit in den Städten orientiert", erklärt Bauriedl. "Ausgangspunkt sind die Interessen der großen IT-Unternehmen, die eingeladen sind, ihre Strategien der Zukunftsstadt umzusetzen." Laut Bauriedl brauchen wir ein tiefes Netzwerk aus möglichst vielen Städten, zusammenarbeiten. Dann könnten sich kleinere Städte mit wenig Budget und wenig Verwaltung der Lobbyarbeit der großen Technologieunternehmen widersetzen und trotzdem Erfolge mit Smart City Projekten haben.
Eine Möglichkeit dieser Entwicklung entgegenzuwirken besteht darin, mit Open-Source-Technologien zu arbeiten und kollektives Wissen zu nutzen, um von Technologieunternehmen unabhängig zu werden. "Ein Teil des städtischen Budgets sollte in die digitale Infrastruktur fließen, um von Unternehmen unabhängig zu sein. Denn politische Institutionen sollten in ihrer wesentlichen Infrastruktur nicht abhängig sein", sagt Künstlerin Reni Hofmüller, die bereits an Projekten zur offenen Stadtplanung, Überwachung und Verhaltenskontrolle in Städten gearbeitet hat.
KEYNOTE SPEAKER - Charles Landry (GB)
Charles Landry ist ein britischer Publizist, Autor und Städteforscher. Er war einer der Mitinitiatoren des UNESCO City of Design Netzwerks und ist insbesondere für die Entwicklung des Konzepts der "Creative City" bekannt. Im Jahr 1978 gründete er Comedia, eine hoch angesehene, global ausgerichtete Beratungsagentur, die tiefgreifende Trends, kreatives Potenzial, Kultur und städtischen Wandel untersucht.
Charles Landry ist Autor zahlreicher Publikationen zu Themen wie „Die digitalisierte Stadt", „Psychologie und die Stadt" oder „Die bürgerliche Stadt in einer nomadischen Welt". Derzeit ist er Fellow der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin. Sein übergeordnetes Ziel ist es, Städten zu helfen widerstandsfähiger und selbsttragend zu werden und über ihr Potenzial hinaus zu wachsen.
Im Mittelpunkt des von ihm entwickelten Creative-City-Konzepts steht die Frage, wie Städte die Voraussetzungen dafür schaffen können, dass Menschen und Organisationen mit Phantasie denken, planen und agieren können, um Probleme zu lösen und Chancen zu entwickeln. Das Konzept ist zu einer globalen Bewegung geworden und hat die Art und Weise verändert, wie Städte über ihre Fähigkeiten und Ressourcen nachdenken.
Sybille Bauriedl (DE)
Sybille Bauriedl ist Geografin, Umwelt- und Städteforscherin und Professorin für Integrative Geographie an der Universität Flensburg in Deutschland. Seit den 1990er Jahren arbeitet sie an Stadtentwicklungskonzepten europäischer Städte und ihren Beziehungen zur wirtschaftlichen Globalisierung, zum globalen Umweltwandel und zu Governance-Innovationen.
Seit 2016 arbeitet sie zum Thema Smart Cities und Raumplanung, wobei ihr Schwerpunkt auf der Analyse des Zusammenhangs zwischen der Digitalisierung der städtischen Praktiken der digitalen Kommunikation und der in der Gesellschaftstheorie reflektierten Stadtforschung liegt. In diesem Zusammenhang untersucht sie die soziokulturelle und wirtschaftliche Fragmentierung und Vielfalt.
Reni Hofmüller (AT)
Reni Hofmüller ist Künstlerin, Musikerin, Komponistin, Organisatorin und Kuratorin aus Graz. Sie ist Aktivistin in den Bereichen der Anwendung (neuer) Medien, Technologie und Politik im Allgemeinen und engagiert sich für die Entwicklung zeitgenössischer Kunst.
In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf Kunst in technologischen Zusammenhängen und untersucht die Beziehungen zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft. Sie ist Mitbegründerin des preisgekrönten esc medien kunst labor, war an Radio Helsinki (dem lokalen nichtkommerziellen Gemeinschaftsradio) und mur.at beteiligt, ist Mitglied von IMA und Sängerin in der feministischen PostPunkBand Lonesome Hot Dudes.
BEST PRACTICE - SMART CITIES
Elena Deambrogio, Turin / Italien - Torino City Lab
Torino City Lab (TCL) ist eine Initiativ-Plattform, die darauf abzielt, vereinfachte Bedingungen für Unternehmen zu schaffen, die daran interessiert sind, innovative Lösungen für das städtische Leben unter realen Bedingungen zu testen. Von künstlicher Intelligenz und Robotik bis hin zu autonomen Fahrzeugen und intelligente Dienstleistungen durch Drohnen bis hin zu zirkulärer und gemeinsamer Wirtschaft: Das Torino City Lab zielt darauf ab, die Erprobung vorkommerzieller Lösungen für das städtische Wohlergehen anzuziehen und zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihre Zeit bis zur Markteinführung zu verkürzen.
Cezanne Charles und John Marshall, Detroit / USA
Smarte Transformation von Detroit's Kulturzentrum
Cezanne und John wurden als Teil eines Teams ausgewählt, das das Kulturzentrum von Detroit umgestalten soll. Es umfasst 11 Kultureinrichtungen, darunter die wichtigsten Museen und Bildungseinrichtungen Detroits. Sie beaufsichtigen die intelligenten Aspekte des Projekts, ausgehend von einem Punkt der digitalen Scharfsinnigkeit.
SUSTAINABLE CITIES
Angesichts des Klimawandels und der Tatsache, dass in den ständig weiter wachsenden Städten schon jetzt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, kommt der Gestaltung und dem Design von Städten mit ihren Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch eine ganz zentrale Bedeutung bei der Bewältigung dieser Jahrtausendherausforderung zu.
Am dritten Tag der Podiumsdiskussionen diskutieren Aglaée Degros, Sigrid Bürstmayr, Husam Al Waer und Paulina Cornejo Moreno Valle darüber, welche Ansätze bei der Gestaltung nachhaltiger Städte verfolgt werden sollten. Wie können DesignerInnen und ArchitektInnen das Bewusstsein für die Beziehung zwischen Städten und ihrer Umgebung schärfen, was kann die Politik tun und warum ist Recycling nicht unbedingt die beste Option?
The Sustainable City - The Fragile City
Die Stadtplanerin und Architektin Aglaée Degros bezieht sich in ihrer Keynote-Speech "The Sustainable City - The Fragile City" auf die anhaltende Krise, die uns bewusst gemacht hat, dass unsere Städte möglicherweise zerbrechlicher sind als wir gedacht haben. Laut Degros müssen wir die Dichte in den Städten regulieren, um die Lebendigkeit und die Umwelt zu aktivieren. "Wenn wir nicht ein Jahrhundert zurückgehen wollen und wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, sollten wir nicht die Quantität des Raums in Frage stellen, sondern viel mehr die Qualität", sagt Degros. Laut ihr müsse man über eine gerechte Aufteilung des öffentlichen Raumes und neue Wohnformen, wie Co-Housing, nachdenken. "Die gegenwärtige Krise ist für uns eine Chance die territoriale Gerechtigkeit mit der Umwelt zu verbinden. Wenn wir das tun, haben wir meiner Meinung nach alles in der Hand, um aus einer fragilen Stadt eine ökologisch und menschlich vitale Stadt zu machen - eine lebendige Stadt".
Was auf politischer Ebene getan werden kann, um eine größere Wirkung zu erzielen, erklärt Husam Al Waer, Professor aus Dundee. "Der Top-Down-Ansatz der Stadtverwaltung muss dem Bottom-Up-Ansatz von BewohnerInnen entgegenkommen, die über lokales Wissen und Expertise über ihre Nachbarschaft verfügen ", so Al Waer.
In Lateinamerika ist das, so erklärt Paulina Cornejo Moreno Valle aus Mexiko, wegen des mangelnden Vertrauens der Bevölkerung ein Problem. "In Europa sind die Schwerpunkte stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, in Mexiko eher auf eine offene Regierung und Vertrauensbildung. Zuerst muss man die Menschen erreichen, dann muss man versuchen mit ihnen zusammenzuarbeiten, Vertrauen aufzubauen, Lösungen zu finden und einen Dialog zu schaffen", sagt Valle. "Ich denke, der beste Weg dies zu erreichen ist über die Wissenschaft, soziale Organisationen und NGOs, die da sind, um zu bleiben."
Entscheidend ist auch die Frage des Ressourcenverbrauchs, wenn es um nachhaltige Städte geht. Wie Sigrid Bürstmayr von der FH JOANNEUM erklärt sei es an der Zeit, die verborgenen Ressourcen in den Städten, die wir bereits haben, zu nutzen und eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen. "Wir sollten anfangen uns zu fragen: Brauchen wir das wirklich? bevor wir neue Dinge produzieren. Wir können Produkte reparieren, wiederverwenden, teilen oder weiterverkaufen und einer der letzten Schritte sollte das Recycling sein. Denn auch Recycling ist mit einem hohen Energieverbrauch verbunden."
KEYNOTE SPEAKER - Aglaée Degros (AT)
Aglaée Degros ist eine in Graz ansässige Architektin und Stadtplanerin, die ursprünglich aus Belgien kommt. Mit ihrem Büro Artgineering in Brüssel entwickelt und implementiert sie Entwurfsstrategien für komplexe (inter)urbane Verhältnisse mit großem Interesse an Koproduktionen und der Einbeziehung von Interessengruppen. In verschiedenen Forschungs- und Designprojekten interpretiert sie das Verhältnis von Mobilität, Landschaft und Stadtentwicklung neu.
Darüber hinaus ist Aglaée Degros als Universitätsprofessorin und Leiterin des Instituts für Städtebau an der Technischen Universität Graz tätig. In der Vergangenheit war sie Gastprofessorin und Gastdozentin an mehreren Architekturinstitutionen in ganz Europa, wie der Technischen Universität Wien, der Akademie der bildenden Künste in Wien und der Vrije Universiteit in Brüssel.
Aglaée Degros ist unter anderen Mitautorin der Routledge-Publikation 'Public Space and the Challenges of Urban Transformation in Europe', 'Brussels, [re]discovering its spaces' und aktueller ‘Traffic space is public space'. Sie ist regelmäßig Jurymitglied bei internationalen Stadtplanungs- und Designwettbewerben.
Sigrid Bürstmayr (AT)
Sigrid Bürstmayr ist Designerin und Lehrbeauftragte für soziales und nachhaltiges Design an der FH JOANNEUM Graz. Ihr Schwerpunkt liegt auf Produktdesign in Bezug auf Kreislauf- und Sharing Economy, Urban Mining und Zero Waste. Ihre beruflichen Interessen und Fähigkeiten umfassen Produktmanagement, Ausstellungsdesign, nachhaltiges Design und Designaktivismus. Sie präsentierte ihre Forschungsergebnisse auf mehreren Konferenzen und Universitäten in der ganzen Welt, zuletzt in Seoul, Montreal, Wuhan, Istanbul und Mexiko-Stadt. Sie verfolgt einen transdisziplinären Ansatz des Designaktivismus, bei dem DesignerInnen als Bindeglied zwischen Ingenieur:innen und Zielgruppen Produkte in einem sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Kontext beeinflussen können.
Paulina Cornejo Moreno Valle (MEX)
Paulina Cornejo Moreno Valle ist Programmleiterin für Social Design an der Universität Centro in Mexiko-Stadt (Hub de Diseño Social), Professorin für Design für soziale Innovation (CENTRO Diseño, Cine y Televisión) und Mitbegründerin von Mexsic- Social Impact Consulting.
Ihre Karriere umfasst akademische Forschung, Beratungsprojekte für soziale Auswirkungen und Kunstkuratoren. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf Social Design, Systemdenken und kreative Strategien für Gemeinschaftsbildung und sozialen Wandel. Ihr besonderes Interesse gilt dem Potenzial von Kreativität und Design, positiven sozialen Wandel zu bewirken. Sie ist die Autorin von "100 Tácticas Creativas para la Seguridad Ciudadana" - "100 kreative Taktiken für die Bürgerbeteiligung".
Husam Al Waer (UK)
Husam Al Waer ist Städteplaner mit einem Hintergrund in Architektur, Stadtgestaltung und Nachhaltigkeit, der ausgiebig über die Schaffung besserer Orte schreibt und spricht. Er ist preisgekrönter Autor und Kurator von Veranstaltungen mit Schwerpunkten auf Raumgestaltung und Städtebau sowie deren sozialen Auswirkungen. Er ist Lehrender, Vermittler und Moderator von Veranstaltungen auf nationaler und internationaler Ebene. Husam Al Waer ist Professor für nachhaltige Stadtgestaltung an der University of Dundee in Schottland, nachdem er zuvor an den Universitäten Reading und Liverpool geforscht und gelehrt hat. Eines seiner Forschungsthemen konzentriert sich darauf, wie Masterplanung und Entwurfspraktiken zur Entwicklung nachhaltiger Städte beitragen können.
BEST PRACTICE - SUSTAINABLE CITIES
Daniela Tahira, Curitiba / Brasilien
Gestão de Risco Climático Bairro Novo do Caximba
Das Projekt des Klima-Risikogebietes Bairro Novo Caximba ist eine große sozio-ökologische Intervention, die darauf abzielt, die Erhaltung eines unregelmäßig besiedelten Umweltschutzgebietes in der Begegnungszone des Barigui-Flusses und des Iguaçu-Flusses am südlichen Ende von Curitiba zu gewährleisten -von der nachhaltigen Urbanisierung mit der Implementierung eines integrierten linearen Parks bis hin zur Infrastruktur für Wohnen, Transport und Freizeit.
Eldar Salahov, Baku / Aserbaidschan
Master Plan der Stadt Baku
Die Stadt Baku befindet sich derzeit im Entwicklungsprozess des Masterplans zur nachhaltigen Stadtentwicklung für die Hauptstadt. Der Masterplan ist der erste seiner Art nach Erlangung der Unabhängigkeit 1991. Alle anderen Masterpläne von Baku wurden während der Sowjetzeit verabschiedet und stützten sich auf die Erfordernisse einer Planwirtschaft.
Frédéric Cadet, Saint-Étienne / Frankreich
Nudging im Öko-Design
Frederic Cadet von der Agence écoDesign erklärt die Funktionsweise von Nudges und welche Möglichkeiten es zur Anwendung für nachhaltiges menschliches Verhalten gibt. Wenn wir die Menschen durch den Einsatz von Nudges dazu bringen können, sich für ein nachhaltiges Handeln zu entscheiden, können wir uns vorstellen, dass DesignerInnen daran arbeiten die Tierwelt zu engagieren, um zur Reparatur des Planeten beizutragen. Unsere Design-Städte müssen unbedingt die Wildtiere in ihre Entwicklung einbeziehen, die, wie wir während der Einschränkungen durch COVID19 gesehen haben, heimlich unseren Stadtraum teilen.